Vortrag Donau
Lebensader „Donau“
Festvortrag zur Namensgebung: „Danubius – Grundschule Obernzell“
Brigitte Obermeier, 30. November 2017
Sehr geehrte Festgäste, liebe Kolleginnen, liebe Schulkinder,
heute ist für uns alle ein ganz besonderer Schultag – ein Festtag!
Heute wird unsere Schule getauft. Bei einer Taufe bekommt man einen Namen. Unsere Schule bekommt heute den schönen Namen „Danubius – Grundschule Obernzell“.
Liebe Mädchen und Buben,
- Danubius ist ein sehr alter Name, den die Römer dem Donau-Fluss gegeben haben. Die Römer fuhren vor ungefähr 2000 Jahren mit ihren Ruder- und Kriegsschiffen donauaufwärts bis in unsere Gegend. Die Donau bildete damals die Grenze zwischen dem Römerreich und dem Germanenland, der sogenannte „Donaulimes“. Das Rudern auf dem Fluss Danubius war damals ganz schön schwer, denn die Donau hatte zu dieser Zeit viele Untiefen, Klippen (spitze Felsen) und gefährliche Wasserwirbel. Die Römer schafften es aber trotzdem bis nach Passau und sogar noch weiter. Sie kamen also auch an Obernzell vorbei, das damals aber noch kein Ort war, wie er heute ist.
- Und noch weit vor den Römern, in der Steinzeit, vor ca. 7000 Jahren waren schon Menschen als Händler auf der Donau unterwegs, denn Straßen gab es ja noch keine. Die Händler fuhren in Einbäumen, das waren ausgehöhlte Baumstämme, und sie tauschten Pfeilspitzen aus Feuerstein gegen Tierhäute, Tierfelle oder Nahrungsmittel und Muschelschmuck.
- Was wohl unsere Donau alles erzählen könnte, was sie schon alles gesehen und erlebt hat?
Zum Beispiel könnte sie von den Kelten erzählen, die vor den Römern hier in unserer Heimat aus Graphit und Ton Töpferwaren herstellten – z.B. Krüge und Töpfe – die sie auf der Donau flussaufwärts brachten bis in ihre Keltenhauptstadt Manching bei Ingolstadt.
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- Die Donau ist geschichtlich gesehen eine der ältesten und bedeutendsten Handelswasserstraßen in ganz Europa.
Eine besondere Bedeutung hatte unsere Donau auch vor ungefähr 1000 Jahren. Im Mittelalter wurde nämlich mit Salz, Vieh, Holz, Wachs und Lebensmitteln gehandelt und sogar mit Sklaven – stellt euch das einmal vor – . Auch Wein, wertvolle Stoffe, Tabak und Gewürze aus fernen Ländern wurden früher auf der Donau mit Ruderschiffen transportiert. Flussaufwärts war das eine anstrengende Sache. Lange Zeit wurden schwer beladene Holzplätten von Menschen und erst später von Pferden flussaufwärts gezogen. Das nennt man Treideln. Der Weg von unserer Obernzeller Uferpromenade aus in Richtung Hafen und Schwimmbad heißt nicht umsonst Treidelweg.
- In Obernzell gab es vor rund 200 Jahren auch viele namhafte Schiffmeister – das waren Männer, die Holzschiffe und Flöße besaßen und mit dem Warentransport viel Geld verdienten. Heute nennt man diesen Beruf Fuhrunternehmer. Einer von ihnen war Anton Lüftenegger. Nach ihm wurde sogar eine Straße in der Siedlung benannt: die Lüftenegger Straße. Aber nicht nur Waren wurden mit dem Schiff transportiert, auch Personen aus Obernzell konnten mit so einem Schiff nach Passau fahren, wie heute etwa mit dem Linienbus. Das war damals die sog. Fliestein, das war eine Zille – a Zuin – mit einer Holzhütte darauf, die vom Ufer aus von einem Pferd flussaufwärts gezogen wurde.
- Ein Schriftsteller aus dem 17. Jahrhundert heißt Sigmund von Birken. Er war von der Donau so fasziniert, dass er vor 400 Jahren ein Buch mit dem Titel „Donaustrand“ schrieb, in dem er die Donau als „der Ströme Fürstin“ bezeichnete. Sicherlich wisst ihr, dass man einen breiten Fluss Strom nennt und eine Fürstin ist eine Herrscherin mit viel Macht. Der Ströme Fürstin – die Donau.
- Doch dann kam eine Zeit, in der die Dampfmaschine erfunden wurde. Das war im 19. Jahrhundert. Die Dampfschiffe lösten nun die hölzernen Ruderschiffe ab. Das war für viele Menschen eine riesengroße Erleichterung, da nun Maschinen mit Wasserdampf die Schiffe antrieben. Die Dampfschiffe damals hatten dicke, mächtige Schornsteine, aus denen es herausqualmte und mit großen, kräftigen Schaufelrädern kämpften sich diese Dampfer flussaufwärts.
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Das erste Dampfschiff fuhr im Jahr 1838 von Wien nach Passau. Wie da die Obernzeller gestaunt haben!
- Im Jahre 1852 berichtete die damalige Tageszeitung, sie hieß damals noch nicht Passauer Neue Presse, sondern Donauzeitung. In dieser Donauzeitung war über unseren Donaumarkt Obernzell zu lesen:
„Dem hiesigen Markt ward die Allerhöchste Gnade zuteil, von Seiner Majestät unserem allgeliebten Könige Maximilian besucht zu werden. Die Häuser wurden geschmückt, es versammelten sich an der Lände – dort, wo heute die Uferpromenade ist – der königliche Landrichter, der Rentbeamte, der Zollverwalter, der praktische Arzt, sowie der gesamte Magistrat, (heute sagt man Gemeinderat dazu), die Pfarrgeistlichkeit mit den Lehrern und Schulkindern, die Gendarmerie, (die Polizei) und alle Bewohner Obernzells. Als Seine Majestät Maximilian II. aus dem Schiff an Land stiegen, wurde die Bayernhymne gesungen, weiß gekleidete Mädchen streuten Blumen auf den Weg, den seine Majestät betraten. Die Glocken der beiden Kirchen ertönten, die Böllersalven erdröhnten und die nimmer enden wollenden Hochrufe erschallten. – Hoch lebe der König! – Hoch lebe König Max!
Vom Ländeplatz weg begaben sich Allerhöchstderselbe in die Werkstätte des Franz Paul Kaufmann und besah mit sichtlichem Wohlgefallen die Verfertigung der weltberühmten Hafnerzeller Schmelztiegel, deren hervorragende Qualität hochgeschätzt wurde und in die halbe Welt versendet wurden (natürlich auch auf dem Wasserweg).
Anschließend gingen die Majestät dann auf die Post – in den heutigen Gasthof ‚Alte Schiffspost‘ – nahmen daselbst eine kleine Erfrischung und fuhren dann mit dem Dampfschiff nach Passau zurück.“
- Es gibt auch viele Sagen und Geschichten um die Donau (z.B. im „Donausteig Sagenbuch“ – vorzeigen). In der berühmten Nibelungensage z. B. erfahren wir, dass im Mittelalter die Nibelungen auf der Donau flussabwärts gefahren sein sollen mit der schönen Königstochter Kriemhild (Bild). Deshalb heißt auch heute noch die Straße am rechten Donauufer auf der österreichischen Seite gegenüber Obernzell „Nibelungenstraße“.
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- Aber auch für unsere Religion war die Donau wichtig. Missionare und Heilige, wie z. B. der heilige Severin, benutzten die Donau als Wasserstraße, um den christlichen Glauben zu verbreiten. Auch die
Kreuzritterheere, die auf dem Weg ins Heilige Land waren, um den christlichen Glauben mit dem Schwert zu verteidigen, fuhren mit Schiffen donauabwärts. Im 8. Jhd. kam sogar Kaiser Karl der Große hier vorbei und beim 3. Kreuzzug Kaiser Friedrich Barbarossa – man nannte ihn auch Kaiser Rotbart. Alle fuhren hier auf der Donau vorbei!
- Heutzutage ist die Donau der internationalste Fluss der ganzen Welt.
Warum wohl, liebe Schulkinder?
Die Donau durchfließt oder berührt auf ihrem Weg von der Quelle im Schwarzwald bis zu ihrer Mündung ins Schwarze Meer 10 Länder und 4 bedeutende Hauptstädte:
Deutschland, Österreich mit Wien, die Slowakei mit Bratislava, Ungarn mit Budapest, Kroatien, Serbien mit Belgrad, Bulgarien, Moldawien, Rumänien und die Ukraine.
Die Donau beginnt also wie schon gesagt im Schwarzwald, genauer gesagt bei Donaueschingen, dort, wo die Quellbächlein Brigach und Breg zusammentreffen. Was eine Quelle ist und wie sie entsteht, haben ja die 4. Klässler erst letzte Woche im HSU-Unterricht gelernt. „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg!“, heißt es im Volksmund. Übrigens: Es gibt sie schon seit mehr als 6 Millionen Jahren, weit bevor es Menschen gab.
In Donaueschingen beginnt also der lange Weg der Donau bis zum Schwarzen Meer. Mit ihren 2857 Kilometern Länge ist sie der zweitlängste Strom Europas nach der Wolga in Russland. Auf ihrem Weg kommt sie durch wunderschöne Flusstäler, wie unser Donauengtal zwischen Passau und Aschach, durch Auwälder und Naturparks bis zu ihrem Delta. Das Donaudelta ist ein verzweigtes Netz von Flussarmen mit einer großen Anzahl von Tier- und Pflanzenarten.
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Über das Donaudelta werdet ihr nachher noch viel mehr von der Klasse 3b im Schulspiel erfahren.
- Wie wichtig für uns die Donau insgesamt ist, zeigen auch die folgenden Beispiele:
Im Kunstunterricht malten erst kürzlich alle Schulkinder mit Donauwasser tolle Bilder im Rahmen eines Kunstprojekts. Einige Schülerwerke kann man oben in der Aula bewundern.
In der Musik gibt es den Donauwalzer von Johann Strauß mit dem Titel „An der schönen blauen Donau“.
Die Donau kann man als süße Donauwellen sogar essen, und die Donautaler als eine Art Flammkuchen können wir uns in der Alten Münzpräge als Spezialität unseres Töpfers schmecken lassen.
Auf der Donauprinzessin und anderen modernen Kreuzfahrtschiffen kann man Urlaub machen und die Donau hinabfahren und mit der Donauflotte von Wurm und Köck in Passau kann man interessante Ausflugsfahrten unternehmen, wie ihr, liebe Schulkinder, ja alle wisst. Da wir in Obernzell eine eigene Schiffsanlegestelle besitzen, haben wir sogar die Möglichkeit mit einem Linienschiff, dem „Kristallschiff“ nach Passau und zurück zu fahren.
Die Donau ist unsere Lebensader, die uns nicht nur mit Europa, sondern sogar mit der ganzen Welt verbindet.
Was glaubst ihr, liebe Schulkinder, kann man mit dem Schiff von Obernzell bis nach Amerika fahren?
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Stellt euch einmal vor, das kann man. Über den Main-Donau-Kanal (Ein Kanal ist ein künstlich angelegter Fluss.) … über diesen Main-Donau-Kanal also kommt man zum Rhein, das ist auch ein großer Fluss in Deutschland, und dieser wiederum fließt in die Nordsee, von der man dann über den Atlantischen Ozean bis nach Amerika kommt.
Liebe Schulkinder,
ihr dürft wirklich alle stolz darauf sein, dass die Marktgemeinde Obernzell an der Donau unsere Heimat ist und ihr eine Schule besucht, die so nahe an der Donau liegt. In keiner anderen Schule in ganz Bayern kann man vom Klassenzimmerfenster aus riesige Kreuzfahrtschiffe beobachten.
Als Andenken an diesen besonderen Festtag der Namensgebung bekommt ihr heute alle ein kleines Geschenk, ein Glasröhrchen – ein Reagenzgläschen, wie es so schön heißt – mit echtem Donausand von unserem Obernzeller Donaustrand. Es sind genau 117 Röhrchen, für jedes Schulkind eines. Am Ende unseres Festtages wird euch eure Lehrerin den Donausand austeilen.
Und wie heißt unsere Schule ab heute?
Ganz laut alle Schulkinder miteinander: „Danubius – Grundschule Obernzell“